Nacht der Architektur 2022: Inspiration, Diskussion, Netzwerken - und ganz viel Architektur.

Die (lange) Nacht der Architektur

Eine lange Nacht. So wurde die Abendveranstaltung, die zum 11. Mal von der Kammergruppe Göppingen durchgeführt wurde, mehrmals genannt - fälschlicherweise; denn eigentlich heißt sie nur "Nacht der Architektur". Lang wurde sie trotzdem. Aber ganz bestimmt nicht zu lang.

Städte und Räume von morgen

Zentraler Teil der Veranstaltung waren die Keynotes von renommierten Architekten: Oliver Seidel von Cityförster in Hannover und René Pier von Schienbein+Pier in Stuttgart.

Die zwei Sichtweisen – zunächst die Vogelperspektive der Stadtplanung, dann der präzise Detailblick der Innenarchitektur – trafen sich in einem bestimmten und wichtigen Punkt: Die Architektur; die Gestaltung unserer Städte und Wohnungen, die Gestaltung von Wohn-, Lern-, Arbeits- und Aufenthaltsraum kann und muss Antworten auf die Krisen und Herausforderungen unserer Zeit geben.

Die moderne Stadt als Ökosystem der Gemeinschaft und Nachhaltigkeit

Stadtplaner können durch eine Quartiersplanung, die die Gemeinschaft dem Individualismus vorzieht, das Stadtbild der Zukunft verändern. Die Schaffung von gemeinsam nutzbaren Außen- und Innenräumen sowie die Möglichkeit von Tool- oder Carsharing und der gemeinsamen Arbeit im Garten verändern die Art und Weise, wie wir Ressourcen nutzen.

Dabei, das betont Oliver Seidel, darf eine moderne Stadt kein Fremdkörper in der bestehenden Umwelt werden. Eine moderne Stadt ist ein Ökosystem, das nachhaltig funktionieren muss und vielmehr Teil der Natur wird, als Bekämpfer derselben.

Eine neue Ästhetik der (Innen)­Architektur

Vom großen Ganzen tief hinein ins Detail: Auch die Innenarchitektur kann - und muss - Antworten auf aktuelle multiple Krisen finden, so René Pier, Innenarchitekt aus Stuttgart, dessen Büro weltweit Innenräume gestaltet.

Wenn Innenarchitektur konsequent nachhaltig(er) ausgerichtet wird, bedeutet das die Entwicklung einer neuen Ästhetik. Materialien sind nicht immer verfügbar oder ihre Gestalt ist wegen einer nachhaltigen Produktion in gewissem Maße vorherbestimmt. Die neue Ästhetik wehrt sich nicht gegen diese Einflüsse, sondern gewinnt dadurch erst ihre Strahlkraft. Sie setzt sich außerdem mit dem Bestand in einer Art auseinander, die ihn nicht verleugnet, sondern hochhält.

Themen für die Zukunft

Die Themen bewegen die Zuhörerschaft: Das zeigen intensive Gespräche im Anschluss bei Klaviermusik, gutem Wein und herzhaften Häppchen. Und so wird aus der "Nacht der Architektur" die "Lange Nacht der Architektur".

"Lang" auch deswegen, weil die ausgesprochenen Ideen sicher noch lang in die Zukunft strahlen; weil sie mitgenommen, überdacht und in den verschiedensten Formen umgesetzt werden. Und dann, bei der 12. Nacht der Architektur, kann vielleicht über Ergebnisse diskutiert werden.